In einer blauen DIN-A-4-Kladde habe ich chronologisch sortiert (an anderer Stelle detailliert beschrieben in meinen Einträgen hier) insgesamt 99 negative Ereignisse und Erinnerungen an den Alkohol detailliert niedergeschrieben. Ich habe quasi ein Drehbuch meiner “Karriere” verfasst. Mir in allen Farben und Formen die Erinnerung aus der Seele geschrieben. Es drängten sich ja gerade in den ersten Monaten der Abstinenz ganz viele solche Erinnerungen auf, sie kamen aus tiefsten Tiefen hoch. Der Prozess des Schreibens war sehr befreiend und am Ende Schwerstarbeit. Eine interessante Nebenwirkung: Seitdem belasten mich diese Erinnerungen kaum mehr.
Ich muss mich heute sehr bewusst “daransetzen”, wenn ich mich daran erinnern möchte. Hätte vorher nicht geglaubt, dass die detaillierte Konfrontation damit solch entlastende Wirkung hat.
Mein Verstand wusste, dass es sowas gibt, es aber selbst zu spüren, ist eine ganz andere Sache. Jetzt hole ich dieses Buch alle drei Monate hervor und führe meine Selbstreflektionen mit den neu gemachten Erfahrungen fort. Herausgekommen sind bis jetzt 189 handgeschriebene Seiten, quasi ein “Klassenbuch meiner Sucht”. Kann ich nur empfehlen. Genannt habe ich das Buch “mein dreißigjähriger Krieg”. Wer ein bisschen historisches Feeling hat, wird wissen, welche Verheerungen der “richtige” dreißigjährige krieg hatte, woher er kam etc. Dieses Bild passt da auch sehr gut. …
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