Ich muss 14 oder 15 gewesen sein, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Genau kann ich mich nicht an ein erstes Mal erinnern, eher an mehrere frühe Begegnungen. Mal bei jemand Älterem am Glas nippen, ein paar Gläser Sekt oder Wein mit Freunden im alten Kinderzimmer.
Alkopops und Mischgetränke draußen auf irgendwelchen Bänken, Mäuerchen, Plätzen mit Leuten, die sich genauso verloren fühlten, genauso einen Stress zuhause hatten wie ich. Die ganze Leere und Trostlosigkeit, die ich damals oft in mir hatte, das Gefühl nirgendwohin zu gehören, ein seltsamer Mensch zu sein, das hast Du irgendwie in ein rosanes Licht getaucht. (…)
Sagen wir mal ich war 14 als es anfing. Heute bin ich 38. Das sind 24 Jahre, eine lange Zeit, in der Du in meinem Leben präsent warst. Vor vier Wochen standen wir an einer Weggabelung, Du bist links lang und ich rechts. Ich drehe mich um, schaue zurück und überlege, was ich Dir noch sagen will. (…)
Du warst zuletzt nur noch wie ein Klotz am Bein, die Zeiträume die ich mich mit Dir wirklich entspannen konnte, wurden immer kürzer, ich brauchte immer mehr und es wurde zum Zwang. So kann ich mich nicht mehr weiterentwickeln, so kann ich nicht die Wege einschlagen, die ich noch gehen will, die Dinge lernen, die ich noch lernen will. Ich würde mit Dir nur kränker und unglücklicher werden.
Ich lächele, winke Dir noch einmal, drehe mich um und gehe weiter …